„Ein neues Programm ausarbeiten, das unsere Einheit herstellen kann“
Erlauben Sie mir, dass ich mich vorstelle: Mein Name ist Ögmundur Jónasson. Ich bin in Island geboren und aufgewachsen und habe hier den größten Teil meines Lebens verbracht. Ich bedaure, dass ich heute nicht in Berlin an Ihrer Seite sein kann, aber im Geiste sind wir zusammen.
Ich meinte zu verstehen, dass eure Initiative, zu der ich aus ganzem Herzen ermutige und die ich unterstütze, besonders aus der Gewerkschaftsbewegung hervorgegangen ist.
Das sind auch meine Anfänge: Vor über 20 Jahren war ich Vorsitzender der Gewerkschaft der kommunalen und staatlichen Angestellten in Island und damals auch aktiv in der internationalen Arbeiterbewegung. Außerdem habe ich Erfahrung als Parlamentarier. Ich habe mehr als 20 Jahre als Abgeordneter im isländischen Parlament verbracht hat, davon einen Teil als Minister.
Ich kenne mich also aus in der Politik der Institutionen. Das nicht die Richtung, in der ich weitermachen will, weil ich eine neue Quelle für Inspirationen suche für eine neue Zielvorstellung. Oder sollte ich besser sagen, für eine erneuerte Vision, denn genau das ist es, was die Welt heute braucht. Ich orientiere mich vielmehr auf Initiativen oder Bewegungen wie eure, um ein neues Programm auszuarbeiten, das unsere Einheit herstellen kann, wie es in früheren Epochen der Fall war. Ich blicke auf die 60er, 70er oder 80er Jahre zurück, als die Anti-Kriegs-Bewegung extrem stark war, enorme Auswirkungen auf die Gesellschaft hatte, niemanden gleichgültig ließ und sogar die institutionelle Welt erschütterte.
Es gab Zeiten, in denen Stimmen laut waren, die die gleiche Botschaft wie unsere heutige überbrachten, eine Botschaft des Friedens, der Versöhnung und der Mäßigung. Und ich würde für euch gern jemanden zitieren, eine ziemlich ungewöhnliche Stimme aus den USA vom Anfang der 1950er Jahre. Ich werde später sagen, um wen es sich handelt – wie ich bereits sagte, es ist überraschend genug.
Seine Worte waren die folgenden: „Jedes Gewehr, das hergestellt wird, jedes Kriegsschiff, das in Dienst genommen wird, jede abgefeuerte Rakete, bedeutet letztlich, dass man die Hungernden bestiehlt und die Frierenden nicht ernährt und warm kleidet. Diese Welt der Aufrüstung verschwendet nur Geld, sie lässt ihre Arbeiter im Schweiße baden, sie vergeudet das Genie ihrer Wissenschaftler und die Hoffnungen ihrer Kinder: Die Kosten für ein modernes großes Bombenflugzeug sind die wie für solide Schulbauten in mehr als 30 Orten, für zwei moderne E-Kraftwerke für je eine Stadt mit 60.000 Einwohnern, für zwei vollständig ausgerüstete Krankenhäuser. Unterkünfte für mehr als 8000 Menschen – das ist der Preis für einen einzigen Zerstörer Das kann nicht das wahre Leben sein, in keiner Hinsicht.“
Wer konnte das wohl in den USA Anfang der 1950er Jahre zu Recht sagen? Es war der damalige US-Präsident Dwight D. Eisenhower.
Und er sprach nicht ins Leere. Zu diesem Zeitpunkt führte er einen Krieg, einen persönlichen Krieg, einen Krieg, den er verloren hat. Sein Wille war es, den Industriekomplex aus den Klauen kapitalistischer Interessen herauszuhalten. Er wollte nicht, dass die Rüstungsindustrie privatisiert wird. Sie wurde es. Und er sprach später eine weitere Warnung aus: dass die Gesellschaft gegenüber den Gefahren des militärisch-industriellen Komplexes misstrauisch bleiben müsse. Da war es bereits zu spät und es war vergeblich: Denn wo stehen wir jetzt? Der militär-industrielle Komplex herrscht über die Welt mit der Komplizenschaft der Interessen der Großkonzerne. Ihm ist es gelungen, die Nato-Mitgliedstaaten zu Figuren auf seinem Schachbrett zu reduzieren.
Vor 30 Jahren, als der Kalte Krieg zu Ende ging, dachten viele, dass sich auch die NATO irgendwann auflösen würde, aber das war reines Wunschdenken. Die NATO suchte verzweifelt nach einem neuen Ziel, einem neuen Grund für ihre Existenz. Sie fand ihn in Wladimir Putin, und die Rüstungsindustrie freute sich darüber.
Nun ist es unsere Aufgabe, der Welt und uns selbst diese einfachen Wahrheiten zu erklären, denn es handelt sich um einfache Wahrheiten: Eisenhower hatte Recht,
Eine Welt, die vom kapitalistischen militär-industriellen Komplex regiert wird, schwebt in großer Gefahr, sie ist eine tickende Zeitbombe, eine Bombe, die entschärft werden muss. Darauf müssen wir hinarbeiten und uns klar machen, dass wir es schaffen können und vor allem auch, dass wir es schaffen müssen, bevor es zu spät ist.
Ögmundur Jonasson hat seine Videobotschaft in englischer Sprache gehalten. Sie wurde auf der Europäischen Konferenz eingespielt und in verschiedene Sprachen simultan übersetzt.