„Der Teufel soll den Krieg holen!“
Heilbronn hatte in der Vergangenheit mit zwei kriegerischen Ereignissen zu tun: Der Bombardierung der Stadt durch die RAF am 4.12 1944 (6000 Tote) und dem Raketenunglück auf der Heilbronner Waldheide am 2.2.1985. Der Motor einer der dort stationierten Pershing-II-Atomraketen war detoniert, drei GIs starben. Die Region schrammte nur knapp an einer atomaren Katastrophe vorbei. Damals entstand eine starke Friedensbewegung mit mehreren tausend Teilnehmern bei regelmäßigen Demonstrationen. Infolge des INF-Vertrags von 1987 zog die US-Armee bis 1991 ab. Jetzt sollen wieder Raketen in Deutschland stationiert werden.
Damals entstand der Heilbronner Friedensrat. Er macht vor allem seit dem völkerrechtswidrigen Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24.2.2022 und seit dem Hamas-Überfall auf Israel am 7.10.2023 verstärkt Aktionen für die Beendigung beider und weiterer Kriege, gegen die zunehmende Militarisierung der Gesellschaft und der gigantischen Verschwendung von Geld für Rüstung und Krieg anstatt für Investitionen in Infrastruktur, Schulen, Gesundheitswesen und weitere soziale Aufgaben. Der Friedensrat schrieb im Februar 2024 einen offenen Protestbrief an SPD und IGM, die in einem Papier verstärkte Investitionen in die Rüstungsindustrie und Schaffung neuer Arbeitsplätze dort gefordert hatten. Dies führte zu einer kontrovers geführten Veranstaltung mit MdBs/MdLs von SPD und Grünen. Andreas Zumach, Jan van Aken und Kerem Schamberger von medico international waren die Referenten bei weiteren Veranstaltungen, immer mit 60-100 Teilnehmern. Die DIG Heilbronn versuchte vergeblich, eine Zoom-Veranstaltung mit Moshe Zuckermann aus Tel Aviv zu verhindern. [Hier die Stellungnahme von Moshe zu diesem Vorgang: https://overton-magazin.de/top-story/in-nicht-nur-eigener-sache/]
Daneben führte der Friedensrat drei Kundgebungen in Heilbronn durch, mit bis zu 200 Teilnehmern, in Kooperation mit Gewerkschaften und SPD-Mitgliedern. Dort wurden u.a. eindringlich die durch Krieg und Aufrüstung entstehenden Schäden für die Umwelt und durch fehlende Geldmittel für Bildung und Infrastruktur thematisiert. Die Forderung war ganz klar: Wir zahlen nicht für Eure Kriege!
Freud hatte Recht: Der Firnis der Zivilisation ist dünn. Krieg ist immer der maximale Bruch mit allen zivilen Errungenschaften. Er macht alle Beteiligten roh, gewaltbereit, verwahrlost – die Soldaten und die ganze Gesellschaft. Der Krieg macht Verbrechen möglich, die sonst nicht gemacht werden könnten, so die Shoa und T4-Aktion der Nazis. Die gesundheitlichen, materiellen und finanziellen, aber auch die seelischen Schäden und Traumata sind riesig. Das gilt für alle beteiligten Armeen. Deshalb gibt es keine Alternative zur Beendigung von Kriegen.
In Israel gibt es kleine NGOs wie B’Tselem und Breaking the Silence. Diese mutigen Gruppen setzen sich in Israel seit Jahrzehnten für die Beendigung der Besatzung und für eine politische Lösung des Konflikts ein, mit sehr wenig Erfolg bisher. Sie verdienen unsere volle Anerkennung und Unterstützung.